Deutsche Mittelständler warten lieber ab als aktiv zu transformieren. Das ist fatal, denn im digitalen Wandel sind Kontinuität und die eigene Innovationskraft gefragt.
Der deutsche Mittelstand ist zurückhaltend, wenn es um die digitale Transformation geht. Er wartet lieber ab, als die Digitalisierung aktiv anzugehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine von TNS Infratest im Auftrag der Commerzbank durchgeführte Studie unter 4000 deutschen Mittelständlern. Zwar beobachtet der Mittelstand die Mitbewerber und reagiert auch auf Vorstöße, auf die eigene Innovationskraft setzt aber fast niemand. Damit wird allerdings die Möglichkeit, sich einen Vorsprung herauszuarbeiten, verpasst – und das, obwohl sich der Mittelstand der Studie zufolge einem starken Verdrängungswettbewerb gegenübersieht.
Starbucks: Steigerte den Ertrag dank Big Data um 180 Millionen Dollar. (Quelle: Benjamin Stäudinger/Flickr, CC BY-ND 2.0 ) Es scheint eine Art Transformationsmikado gespielt zu werden: Keiner wagt, etwas zu bewegen, denn wer zuerst etwas bewegt, hat verloren.
Paradox: Laut Studienergebnis glaubt die überwältigende Mehrheit von 86 Prozent der Führungskräfte an die Chancen, die die Digitalisierung verspricht. Knapp die Hälfte erwartet sogar ein substanzielles Wachstum für das eigene Unternehmen. Abschreckend wirken allerdings die Geschwindigkeit der technischen Entwicklung, der angenommene hohe Investitionsbedarf, der Datenschutz, fehlende Standards und eine hohe Flop-Rate. Es macht sich so etwas wie eine Schockstarre breit und jeder schaut beim anderen, ob er eine Lösung gefunden hat. Auch ein gewisser Respekt vor der vermeintlichen Mammutaufgabe hält von der Transformation ab.
Dabei ist die digitale Transformation einfacher, als sie auf den ersten Blick erscheint. Schließlich muss es keine umfassende und sofortige Transformation sein. Zu Beginn reichen kleine Schritte, um den Prozess und das Umdenken überhaupt in Gang zu setzen. Es geht um „einfach mal machen“ und um Kontinuität.
Für die digitale Transformation gibt es viele Gründe. Zwei werden besonders gern angeführt: Kostensenkung auf der einen, Produktivitätssteigerung auf der anderen Seite. Das sind zumindest für deutsche Mittelständler laut TNS Infratest die wichtigsten Motive und aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht auch die naheliegendsten. Erst danach folgen etwa Produktinnovation oder die Erschließung neuer Vertriebswege.
Herausforderungen der kommenden Jahre: Was sind äußerst oder sehr wichtige Herausforderungen in den nächsten fünf Jahren? Jeder dieser unternehmerischen Imperative kann für sich genommen bereits grundlegend zur Entwicklung und zum Wachstum des Unternehmens beitragen. Kombiniert verschaffen sie einem Unternehmen womöglich den nötigen Vorsprung, den schwelenden Verdrängungswettbewerb oder aufkeimende disruptive Technologien zu überstehen.
Dabei wird der wichtigste aller Imperative häufig übersehen: die Customer Experience, also Kundenzufriedenheit. Ein Unternehmen kann noch so produktiv arbeiten, noch so geringe Kosten verursachen, noch so innovative Produkte auf den Markt bringen und noch so viele Vertriebswege erschließen: Sind die Kunden nicht zufrieden, dann hat dieses Unternehmen eine eher bescheidene oder gar keine Zukunft.
Erreichen lassen sich sämtliche dieser Ziele, Kostensenkung und Produktinnovation genauso wie die Kundenzufriedenheit, mit Hilfe der digitalen Transformation. Sie ist die strategische Basis dafür. Sie ist aus der Ecke eines Nice-to-have hervorgekommen und zur Notwendigkeit avanciert. Angetrieben wird die Digitalisierung von vier Kräften, und die muss man für eine erfolgreiche Transformation verstehen.
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