Ist das iPad eine Erfolgsgeschichte?

Die Verkaufszahlen des iPad konnten nie mit denen des iPhone mithalten und das Betriebssystem blieb lange hinter seinen Möglichkeiten. Ist das iPad dennoch eine Erfolgsgeschichte? Zwei Kommentare.

„Die Verdrängung des Computers ist der wahre Erfolg“

Erfolg ist letztlich immer relativ. Gemessen an den schwindelerregenden Höhen, in die sich die Verkaufszahlen der iPhones emporgeschraubt haben, hat das iPad wenig zu melden. Im jüngsten Finanzquartal trug das iPad 7 Prozent zum Gesamtergebnis von Apple bei – das iPhone 52 Prozent. Dabei darf man nicht vergessen, dass wir von einem Gesamtumsatz von 64 Milliarden US-Dollar sprechen, womit das iPad für fast 4,5 Milliarden US-Dollar verantwortlich ist. Damit ist das iPad als eigene Firma betrachtet vermutlich deutlich größer als viele Unternehmen, die Ihnen und mir so einfallen.

Der wahre Einfluss und damit auch der Erfolg des iPad lässt sich allerdings nicht in Geld allein bemessen. Apple war 2010 mit dem iPad nicht in der Vordenkerrolle. Andere hatten sich bereits an diesem Computer-Format ausprobiert und waren gescheitert. Apple hat es – wie so oft in der Unternehmensgeschichte – einfach „nur“ besser gemacht als alle anderen. Beim iPad sogar so sehr, dass es 10 Jahre nach der Vorstellung kaum noch ernstzunehmende Konkurrenz gibt. Das liegt auch daran, dass sich Google als Hersteller des Android-Betriebssystems weitestgehend aus dem Tablet-Markt verabschiedet hat.

Für viele Menschen ist das iPad in diesen 10 Jahren zum Inbegriff des Tablets und zu ihrem Computer geworden. Mindestens im Privaten gehöre auch ich dazu. Ist er im Arbeitsleben für mich weiterhin kaum wegzudenken, findet der Mac in meinem privaten Alltag neben iPhone und iPad abseits von Spezialaufgaben kaum noch einen Platz. Und das, die schrittweise Verdrängung des klassischen Computers, ist der wahre Erfolg des iPad.

„Die Erfolgsgeschichte des iPad fängt gerade erst an“

Die vergangenen zehn Jahre sind nicht spurlos am iPad vorbeigegangen. Das aktuelle iPad Pro wirkt wie von einem anderen Stern, vergleicht man es mit dem Ur-iPad aus dem Jahr 2010. Nicht nur äußerlich hat sich viel getan, auch die inneren Werte haben sich explosionsartig verbessert.

Doch während sich die Hardware innerhalb eines Jahrzehnts mehr als positiv entwickelte, so blieb die Software lange hinter den Erwartungen zurück und bremste die Entwicklung sogar aus. Bereits im Geburtsjahr des iPad schrieb unser Kollege Stefan Molz in einem Artikel, das Apple-Tablet sei noch kein MacBook-Ersatz. Zu groß wären dafür die Einschränkungen seitens des Betriebssystems und der Apps. Wenn wir ehrlich auf die Entwicklung der vergangenen Jahre zurückblicken, so gilt diese Einschätzung eigentlich noch heute.

Ein Tablet muss einen vollwertigen Mac nicht ersetzen, von diesem Plan ist auch Apple inzwischen einigermaßen abgekommen. Vielmehr unterstützt und ergänzt es die Arbeit mit dem Mac. Dennoch ist es erschreckend, dass erst nach fast zehn Jahren eine einigermaßen vollwertige Dateiverwaltung Einzug auf das iPad gehalten hat und erst jetzt externe Speichermedien angeschlossen werden können. Man fragt sich fast, wie das iPad so lange ohne diese Funktionen überleben konnte. Und auch professionelle Apps, die diese Bezeichnung auch verdienen, suchte man lange vergebens. Erst langsam finden sie ihren Weg auf das iPad.

Wenn Apple in Zukunft den mit iPadOS eingeschlagenen Weg der Emanzipation vom iPhone konsequent fortzusetzen, dann steht dem iPad eine rosige Zukunft bevor. In zehn Jahren werden wir es wissen.

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